Die Mondscheinsonate

Drei Wörter für eine Geschichte


Vollmond   Partitur   Heribert


Heribert steht in seiner Küche und knetet die Hände. Es juckt ihn in den Fingern. Wie von Geisterhand zucken sie, als bewegten sie sich über die Tasten seines Klaviers zu der Melodie der Mondscheinsonate, die er gerade täglich übt. "Ja, ist denn heut schon Vollmond?", fragt er sich halblaut, kratzt sich am Kopf, leckt die Spitze seines Zeigefingers ab, als müsse er gleich eine Seite seiner Partitur umblättern. Doch sofort verbietet er sich dieses imaginäre Musizieren, verlässt den Raum und läuft den dunklen Hausflur der Wohnung entlang. Mit in Falten gelegter Stirn tänzelt er im Takt seiner inneren Melodie zum Schlafzimmerfenster und lugt umsichtig in die Nacht hinaus. Erst mustert er den Kirchturm, dann den Dorfbrunnen. Doch an den üblichen Stellen ist kein Mond zu sehen.

Kopfschüttelnd zieht er die Vorhänge zu und tappt ins Wohnzimmer zu seinem Klavier. Bevor er fähig ist, das Licht anzuschalten, leuchtet ihn etwas an, als richte jemand einen Scheinwerfer auf ihn. Mit zusammengekniffenen Augen schaut er über sein Instrument und lacht laut auf.

"Ilse", purzelt es aus ihm heraus und es schüttelt ihn durch. Sie hat es tatsächlich getan!

 

Gestern sagt sie, dass man eine Mondscheinsonate nicht ohne Vollmond spielen kann. Und weil es zum Üben eben nicht jeden Tag einen Vollmond gibt, hat sie ihm ein Bild mit einem fluoreszierenden kugelrunden Mond gemalt und es auf sein Klavier gestellt. 

 

Wörter von Sina Land

Text von Sina Land

Bild aus Pixabay