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Wichtelgeschichte 10

Willis Weihnachtsglöckchen


Schneemann Glöckchen Wind



Foto von Ingo Lenz



Text von Sina Land


Opa Bartholomäus hat sich für heute Abend etwas Besonderes einfallen lassen. Linchen hat dafür brav am Nachmittag zumindest sich auf dem Sofa ausgeruht, wenn schon nicht geschlafen und mit seinem betagten und klapprigen Cassettenrecorder ein paar Weihnachtsgeschichten angehört, sodass sie am Abend fit genug ist, um ein wenig länger aufzubleiben.

So stehen sie nun beide dick eingemummelt vor der Haustür. Er trägt eine Laterne in der Hand, damit sie den Weg sehen, Linchen das Weihnachtsglöckchen von Willi, damit sie die richtige Stelle nicht verpassen.

„Dann los“, trällert seine Enkelin und hüpft vor Aufregung im Schnee herum.

„Wie lautet die Regel?“, fragt er sie mit ernster Stimme?

Augenblicklich steht sie still und zeigt ihm ihren behandschuhten Daumen. „Erstens, bleibe ich immer bei dir und laufe nicht voraus.“

Wieder hält sie ihm ihren Daumen entgegen, weil ihr Zeigefinger im Fäustling versteckt ist. „Zweitens: Wenn ich was entdecke, dann sage ich stopp.“

Noch einmal streckt sie ihm den Finger unter die Nase. „Und drittens: Wenn sich der Klang vom Glöckchen verändert, dann sind wir an der richtigen Stelle.“

Bartholomäus lacht herzhaft. Sie ist zu drollig in ihrem geschäftigen Herumgehample, dass sie, trotz all ihrer Bemühungen, nicht zu unterdrücken schafft.

Doch sie nimmt es ihm nicht krumm und kichert mit. Dennoch setzt sie gleich darauf eine nachdenkliche Miene auf und schaut ihn ernst an. „Meinst du, wir werden den richtigen Platz für das neue Wichtelhausen finden?“

Nun ist es er, der mit seinen Fingern aufzählt. „Wir haben alle Anweisungen befolgt. Im Brief stand, dass wir in der Nacht eine Stelle suchen müssen, nur dann werden wir sie finden. Wir haben für Willi und seine Kollegen das Haus verlassen, damit sie in Ruhe ihre Wichteleien erledigen können und wir die Geschenke nicht entdecken. Und ...“, er legt eine gewichtige Paus ein, „wir sind noch in der letzten Adventswoche mit den Arbeiten für Wichtelhausen fertig geworden.“ Er zuckt mit den Schultern. „Mehr können wir jetzt nicht mehr tun, als uns von Willis Glöckchen leiten zu lassen.“

Linchen nickt bedächtig und ein sanftwarmer Weihnachtswind pustet wie zur Bestätigung durch ihre Haare, die unter der Mütze herauslugen. 

Wörter von Renate Berger

Text von Sina Land

Foto von Ingo Lenz