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Wichtelgeschichte 9

Gepappte Fensterläden


Plätzchenduft Kaminfeuer Nussknacker



Foto von Ingo Lenz



Text von Sina Land


„Also, ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich habe einen Bärenhunger.“ Bartholomäus richtet sich von seinem Werkstück auf und schaut Linchen zu, wie sie mit einer Engelsgeduld die Tür an dem eben gezimmerten Häuschen befestigt. Ihre Zunge spitzt zwischen den Lippen hervor und die Haut auf ihrem Nasenrücken kräuselt sich vor Anstrengung. Sie ist so konzentriert, dass sie seine Worte überhört zu haben scheint.

Er stellt sich ein Stück näher an sie heran und schnuppert auffällig. „Riechst du nicht den Plätzchenduft? Wir sollten es uns am Kaminfeuer gemütlich machen. Für heute ist es genug.“

Doch Linchen lässt sich nicht abhalten und schnappt sich den kleinen Fensterladen, befestigt ihn neben der Aussparung und strahlt ihr Werk an.

„Du bist eine prima Wichtelhausen-Retterin. Willi wird vor Staunen und Dankbarkeit heut Nacht kein Auge zu machen.“

Linchen stemmt die Hände in die Hüften und legt den Kopf schief. „Aber wie soll Willi denn den Fensterladen zumachen, wenn ich den einfach angepappt habe. Das geht so nicht!“

Opa kratzt sich am Hinterkopf und seine Haare stellen sich dabei auf. „Ich denke, das müssen wir auf morgen vertagen. Schau, trotz Kerzen sehen wir kaum mehr was. Lass uns in Ruhe im Schaukelstuhl nachdenken, wie wir das anstellen, dass er sie auch schließen kann. Komm der Nussknacker wartet doch auch schon auf uns. Mit seinen geknackten Nüssen, können wir noch viel besser denken.“

Erst zieht sie eine grübelnde Schnute, dann aber hüpft sie von einem Bein aufs andere. „Ich glaub ich weiß schon was. Wir brauchen Draht. Gaaanz viel davon.“

Opa Bartholomäus lacht auf. „Du bist mir schon eine prima Erfinderin. Genau das, was Willi jetzt braucht. Komm, wir machen Schluss. Morgen ist auch noch ein Tag. Und unsere Wichtel können ja heute Nacht in deinem Baumhaus übernachten. Du hast ihnen ja extra Decken dort hineingelegt. Das ist perfekt.“

Endlich wendet sie ihren Blick von ihrem Kunstwerk ab und schnappt sich seine Hand. 

Wörter von Silvia Rommerskirch

Text von Sina Land

Foto von Ingo Lenz