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Wichtelgeschichte 8

Die Werkstatt


Schneegestöber Kerzenflackern Sternenzauber



Foto von Ingo Lenz



Text von Sina Land


Linchen ist sich sicher, dass sie ihre Sternenzauber-Bettdecke fein säuberlich glattgestrichen hat, und doch ist sie jetzt unordentlich, sogar eine deutliche Beule am Bettende sieht sie. Willi zeigt sich dennoch nirgends. „Warum versteckst du dich vor mir. Du darfst dich gerne in meinem Bett aufwärmen, bis wir Wichtelhausen gebaut haben.“ Sie zieht eine Schnute, als sie keine Antwort bekommt. Doch dann erinnert sie sich an die Worte von Opa Mäus. „Geheimnisse vor Weihnachten müssen unentdeckt bleiben!“ Sich selbst bestätigend zunickend läuft sie zum Fenster, um zur Werkstatt hinüberzusehen. „Wichtelhausen retten“, murmelt sie und schaut nachdenklich dem Schneegestöber zu. Eines ist ihr sofort klar. Sie müssen sich beeilen, bevor die Wichtel allesamt bei ihr einziehen. Dann wären nicht nur die Wichtelwohnungen in Gefahr, sondern obendrein sämtliche Weihnachtsüberraschungen, denn eines steht fest: Die Geschenke basteln und besorgen sie in dem Moment von ihrem Zimmer aus und sie würde alles mitbekommen. Schnell rennt sie zur Garderobe und zieht sich wieder an. Den Schal eng bis um die Nase gewickelt, damit sich nicht die Schneeflocken auf ihre Nasenspitze setzen, läuft sie zur Werkstatt hinüber. Opa hat inzwischen den Vorplatz freigeschaufelt. Die Tür steht einen Spalt offen, aber es brennt kein Licht.

„Was ist los Mäus?“, fragt sie ihn, der im Kerzenflackern seltsam verzerrt aussieht. Augenblicklich stößt sie einen erstickten Seufzer aus. Er erinnert sie an Knecht Ruprecht. Doch als er näher auf sie zutritt, erkennt sie ihn im Kerzenschein. 

„Der Strom ist ausgefallen“, sagt er mit beruhigender Stimme. „Durch den vielen Schnee ist wahrscheinlich eine Leitung defekt.“

„Aber ... wir müssen doch Willi helfen“, jammert sie.

„Dann arbeiten wir eben bei Kerzenlicht und nutzen unsere Hände anstatt meinen Maschinen.“ Er zeigt ihr seinen Bizeps und Linchen nickt zufrieden.

Wörter von Kerstin Brandenburg

Text von Sina Land

Foto von Ingo Lenz