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Wichtelgeschichte 5

Weihnachtsmarkt


Griesgram Glühwein Heizdecke



Foto von Ingo Lenz


„Wir sollen was?“ Linchens Mund steht offen.

Bartholomäus streicht ihr liebevoll über die hibbeligen Hände. „Ja, dafür sind jetzt wir beide verantwortlich.“

„Wir müssen die Häuser reparieren. Aber woher wissen wir denn, wo Wichtelhausen ist? Oder sollen wir das Dorf völlig neu bauen? Hast du überhaupt so viel Holz in deiner Werkstatt? Und woher wissen wir, wie groß alles sein muss? Wir haben doch noch keinen Wichtel gesehen ...“ Seine Enkelin kommt kaum dazu, Luft zu holen. „Was, wenn wir sie nicht finden?“

Wieder streicht Opa ihr beruhigend über die Arme und Hände. „Eines nach dem anderen. Heut ist im Dorf Weihnachtsmarkt, da können wir uns nach kleinen Möbeln für sie umsehen. Du erinnerst dich doch noch an den Stand mit den Holzsachen für Puppenhäuser. Dort finden wir sicher, was wir brauchen.“

Wie ein Flummi hüpft sie vor ihm hin und her. „Wir müssen Willi meine Heizdecke leihen. Sonst erfriert er, bis wir fertig sind.“

 

Eine Weile später stehen sie mitten auf dem Markt. Weihnachtliche Musik erklingt und von irgendwoher klingeln ein paar Glöckchen. Opa trinkt einen Glühwein, Linchen bekommt einen Kinderpunsch und eine heiße Waffel. Der Mann hinter der Verkaufstheke saut sie beide miesepetrig an. Er kennt den Griesgram und lässt sich von ihm nicht abwimmeln.

„Wo ist denn heuer der Schnitzer Paul?“, fragt er ihn, weil sie den Puppenhausbauer bisher nicht dort gefunden haben, wo er stets seinen Stand hatte.

Ohne ein Wort zeigt der Budenbesitzer auf die Stelle vor der Kirche.

Die beiden trinken aus und drängen sich durch die Menschenmenge dorthin, wo sie die Tage schon nach Willi gesucht haben.

Wörter von Anita Georg

Text von Sina Land

Foto von Ingo Lenz


Fortsetzung folgt