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Wichtelgeschichte 3

Viel zu heiß


Pferdeschlitten Winterpunsch Heizdecke



Foto Ingo Lenz



Text von Sina Land


Als Opa Bartholomäus heut morgen seine Enkelin weckt, da hält er für sie eine Überraschung bereit. Den ganzen Abend, nachdem sein Linchen im Bett geschlummert hat, versuchte er sich daran. Erst war sie nur mäßig gelungen. Er fand, dass es zu offensichtlich seine Handschrift war. Dann aber hat er mit links, seiner nicht dominanten Hand, geschrieben und stellte fest, dass sie perfekt so aussah, als hätte den Brief ein Wichtel verfasst, der vor Kälte gezittert hat. Zufrieden mit seinem Werk hat er ihn ein wenig mit Ruß beschmiert und eine Ecke mit Wasser besprüht, so er Linchen erzählen kann, dass die Wichtelpost bei einem Schneetreiben bei ihnen eingeworfen worden ist. Den Umschlag hat er genauso bearbeitet. Jetzt freut er sich beinah selbst mehr darauf, ihr Gesicht zu sehen, als sie der Entdeckung von Wichtelhausen entgegenfiebert.

So sitzt er jetzt an ihrem Bett und schaut ihr beim Schlafen zu. Sein Lächeln ist breit, als er ihr Gesicht betrachtet. Doch dann fällt ihm auf, dass sie vollkommen verschwitzt ist. Oje, er hat vergessen, die Heizdecke auszuschalten, mit der er vor hatte sie gestern Abend nach ihrem Abenteuer und einem kindgerechten Winterpunsch zu wärmen.

Da reibt sie sich über die Augen und streckt die Arme. „Fahren wir heute mit dem Pferdeschlitten“, murmelt sie, zwischen zweimal gähnen. „Ist schon der neue Tag?“

Schnell dreht er am Rädchen und schaltet die Decke aus. Dann streicht er ihr liebevoll die klebrigen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ja, es ist ein neuer Tag und heute fahren wir mit dem Schlitten, um Wichtelhausen zu suchen. Es hat über Nacht erneut gescheint.“

Da fällt ihm Linchen um den Hals und er kühlt mit seinen kalten Händen ihren erhitzten Körper. Der Brief muss warten.

Wörter von Katrin Mohr

Text von Sina Land

Foto von Ingo Lenz


Fortsetzung folgt