Linchen setzt sich ihre Pudelmütze auf, zieht ihren Schal enger und hüpft hinter Opa her. "Wo gehen wir die Wichtel denn heute suchen?", fragt sie ihn, der zielstrebig durch das Dorf läuft. Der Schnee knirscht unter den Schuhen und sein Wanderstock klackt bei jedem zweiten Schritt. Sie holt zu ihm auf und lächelt, liebt so doch das Geräusch, welches Opa verursacht. Es klingt für sie stets nach Abenteuer. Einem, mit dem sie tief eintaucht in seine Geschichten.

"Heut werden wir Wichtelhausen suchen. Dort brauchen sie unsere Hilfe. Wir müssen aber sehr vorsichtig sein, damit wir nicht einem von ihnen begegnen. Du weißt ja, Überraschungen gibt es nur, wenn manche Angelegenheiten geheim bleiben."

"Ui." Linchen springt vor Abenteuerfreude in die Luft. "Warum brauchen die uns? Und wozu? Und wo müssen wir denn genau hin? Haben sie dir einen Brief geschrieben? Oder hat Willi mit dir telefoniert?" Sie überlegt angestrengt. Eine der Schneeflocken setzt sich ihr auf die Nase und sie wischt diese mit dem Handschuh weg.

"Ein bisschen viel Fragen auf einmal", brummt Opa. "Wir müssen uns an den Glocken orientieren." 

"Oh", rutscht es ihr heraus. "Dann ist Wichtelhausen bei der Kirche. Ich weiß den Weg." Schon springt sie voraus und sucht sie beflissen alles nach kleinen Wichtelfußspuren ab. "Wir müssen da lang", schreit sie Opa entgegen und winkt in die Richtung, wo sie die Spuren entdeckt hat. Kurze Zeit später hören sie bereits die Glocken läuten und es weht ihnen ein Hauch von Weihrauchgeruch in die Nase.

"Meinst du wirklich, dass die Wichtel in der Kirche wohnen?", fragt Bartholomäus mit nachdenklicher Miene. Sein Klacken verstummt und er stellt sich neben sie. 

Linchen zuckt mit den Schultern. "Die mögen es bestimmt warm."

„Eben“, raunt er. „Und in der Kirche ist es immer kalt, da können die noch so viel heizen. Das Gemäuer ist und bleibt frostig.“

Wörter von Cornelia Kohler

Text von Sina Land

Foto von Ingo Lenz