„Brrr, ist das kalt.“ Linchen hüpft von einem Fuß auf den anderen.

Ihr Opa Bartholomäus stellt sich dazu und reibt ihr über den Rücken, um seine Enkelin zu wärmen.

„Warum sind eigentlich Weihnachtswichtel ständig draußen im Schneegestöber unterwegs. Die könnten doch auch hinterm warnen Kamin wohnen und nicht im Schilf am See. Da finden wir sie doch nie. Vorher erfrieren wir.“

Opa lacht. „So einfach ist es eben nicht. Wichtel lassen sich nicht gerne entdecken.“

„Das ist aber doof. Total doof!“, jammert Linchen und reibt die Handschuhe aneinander.

„Da braucht man viel Geduld“, sagt er, wissend, dass seine Enkelin darin ein wenig Übung benötigt. „Das muss man lernen.“

„Immer muss man lernen. Blödes Lernen. Das ist auch total doof!“ Sie zieht eine Schnute.

Daraufhin nimmt er sie in den Arm und drückt sie fest an sich. „Schau, wenn Weihnachten sofort heute wäre, dann könnten wir uns doch gar nicht darauf freuen. Vorfreude ist manchmal die aller schönste Freude. Und so ist es auch mit den Wichteln. Die verstecken sich lieber vor uns, damit wir nicht schon vor Weihnachten unsere Geschenke entdecken.“

„Ich will sie aber jetzt schon sehen“, beschwert sich Linchen.

„Gaube mir“, brummt er und streicht ihr liebevoll die widerspenstige Locke aus dem Gesicht, „das willst du nicht wirklich. Stell dir mal vor, du würdest Willi Weihnachtswichtel dort hinten im Schilf mit deinem Geschenk herumschleichen sehen. Es gäbe für dich keine Überraschung mehr. Alle Kinder würden sich an Weihnachten freuen, nur du nicht, weil du alles schon vorher gesehen hast.“ Er lässt ihr ein wenig Zeit, um das Gesagte zu verdauen. Dann sagt er: „Also ich finde, dass Willi ein echt schlaues Kerlchen ist, gerade weil er sich mit deinem Geschenk versteckt.“

Linchen dreht an ihrer Locke, steckt die Spitze in den Mund und scheint angestrengt nachzudenken.

Wörter von Elke Klocke

Text von Sina Land

Foto von Ingo Lenz