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Alte Socke Grünkohl

Drei Wörter für eine Geschichte


mit wortspenden


"Dass du aber auch immer das letzte Wort haben musst", meckert Lisa und tappt mit motziger Miene hinter ihrem Freund den Berg hinauf. "Alte Socken anziehen. Dass ich nicht Lache. Ha! Hast du nicht gesagt, dass man dann keine Blasen an den Füßen bekommt?"

 

Ihr Freud Linus lässt sich nicht beirren und läuft leichtfüßig auf die kleine Berghütte zu.

"Ich sag dir was. Die neuen Sportsocken hätte ich anziehen sollen. Die sind extra weich, angepasst geschnitten und sogar an den Versen verstärkt. Das hätte mich gerettet und nicht die alten Strickteile. Du musst mich sicher den Berg hinuntertragen. Ich komme keinen Meter mehr vorwärts, so tun mir die Fersen weh."

 

Linus ist bereits oben angekommen und setzt sich auf die Bank davor. Als sie schnaubend zu ihm tritt, schneidet er ihr das Wort ab, bevor sich eine erneute Schimpftriade über ihn ergießt." Komm setz dich zu mir und genieße den Ausblick. Was für ein Wetter. Schäfchenwolken vom Feinsten. Alles nur für uns. Und gleich bekommen wir oben drei noch etwas zu Essen. Ist das nicht gigantisch?"

"Was gibt's denn", fragt sie und lässt sich erschlagen neben ihn fallen.

"Grünkohlsuppe", sagt er schwärmerisch und reibt sich den Bauch.

"Das auch noch", quiekt Lisa. "Das Überleben ich nicht. Ich bin erledigt. Verloren. Gestorben. Erst die Blasen und jetzt auch noch Grünkohl. Das wird meine Henkersmahlzeit."

Linus schmunzelt. "Oder deine Hochzeitssuppe."

Er zieht etwas aus seiner Jackenrasche und hält es ihr unter die Nase. "Willst du mich heiraten?", fragt er so beiläufig wie möglich und schiebt ihr einen Ring an den Finger."

 

In dem Moment sind Blasen und Grünkohlsuppe vergessen und sie fällt ihm weinend um den Hals. "Ja", flüstert sie mit erstickter Stimme. "Aber nur, wenn ich nie wieder alte Socken anziehen muss."

Wörter von Kerstin Brandenburg

Text von Sina Land

Bild aus Pixabay

Bearbeitet mit Canva