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Boot Engel Wind

Drei Wörter für eine Geschichte


Mit einer Wortspende


Friedrich schlendert mit seiner Frau Katharina über den verschneiten und mit Lichtern beleuchteten Marktplatz. Der kalte Wind weht ihm den Duft von Punsch in die Nase. Überall werden Weihnachtssachen in Holzbuden verkauft. Eigentlich ist ihr beider Ziel die Waffelbäckerei, um sich eine mit Zimt und Zucker zu gönnen. Doch Friedrich stoppt vor einem Laden mit Spielwaren im Schaufenster. Ihm wird warm ums Herz, als er auf eine Holzeisenbahn schaut, die auf einem Anhänger ein Spielzeugboot geladen hat.

„Oh, schau“, sagt Katharina und dreht sich ebenfalls dem Fenster zu. „Wolltest du nicht als Kind immer genau so eine?“

Friedrich nickt und tätschelt die behandschuhte Hand seiner Frau. „Ja, aber da war nie Geld da. Meine Eltern hatten zehn Kinder durchzubringen und später habe ich meinen Lohn vorzugsweise für Spielsachen für unsere eigenen Kinder gespart. Und jetzt kaufe ich lieber welche für unsere Enkel.“

Katharina nickt wissend. „Direkt schade, dass wir nur Mädchen haben und auch unsere Enkelinnen lieben es eher, mit Puppen zu spielen als mit einer Eisenbahn.“

Er grinst verschmitzt und sieht sich, zusammen mit einem Jungen, auf dem Boden sitzen und die Lok hin- und herschieben.

Katharina fängt mit ihrem Handschuh eine Schneeflocke auf und hält sie ihm entgegen. „Früher haben wir uns etwas gewünscht, wenn wir eine fangen konnten. Schnell, wünsch dir was, bevor sie geschmolzen ist.“

 

Friedrich hat ihr nie verraten, was er sich gewünscht hat. Doch am Heiligen Abend steht eine Holzeisenbahn unter dem Weihnachtsbaum und sofort laufen Tränen über seine Wangen. „Du bist ein Engel“, stammelt er und nimmt seine Frau in den Arm.

 

Wörter von Martina Frerig

Stellvertretend für eine Seniorin

Text von Sina Land

Bild aus Pixabay


Eine Kurzgeschichte aus dem Buch

 

Bratapfel

Punsch

Schneeflocke