Aus Band 9 "Drei Wörter für eine Geschichte"
Mitzi sitzt vor der Terrassentür und bittet um Einlass. Sie kommt direkt aus dem Schnee, der sich überall als weiße Zuckerglasur über die Beete, die Schaukel und den Sandkasten gelegt hat. Die Tatzen schüttelnd maunzt sie auf dem Fußabtreter. Genervt stellt sie nach einer Weile ihre Pfoten an die Glasscheibe und schaut hinein. Dass es lange dauert, bis sie endlich eingelassen wird, ist schon öfter passiert, aber was ist heute mit ihrem Katzenkorb los? Die Futterspenderin hat ihn beiseitegeschoben und einen Baum für sie dort hingestellt. Ihr ist schleierhaft, warum diese denkt, dass sie als Katze einen im Zimmer braucht. Draußen hat sie davon genug. Oder hat sie darin etwas für sie versteckt? Obendrein glänzt er. Was soll das?
Endlich schwingt die Tür auf und warme Luft kommt ihr beim Eintreten entgegen. Sie hört die Worte „Lichterglanz“ und „Besinnlichkeit“ aus dem Mund ihrer Futterzubereiterin. Vorwitzig betrachtet Mitzi das seltsame Objekt. Ein neuer Kratzbaum? Na dann werden wir ihn ihr zuliebe gleich testen. Man will ja nicht undankbar erscheinen. Also nimmt die Katze Anlauf und springt mit einem Satz in den Tannenbaum, krallt sich an die Lichterkette, fängt dabei einen Holzvogel, fällt mitsamt dem Ungetüm zu Boden und ist mächtig stolz auf diesen beherzten Einsatz. Dass ihre Futterspenderin kreischt, kann sie nicht verstehen. Immerhin hat sie den Vogel fest im Griff.
Wörter von Susanne Barlang
Text von Sina Land
Bild aus Pixabay