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Wolle, Tischdecke, Flugzeug


Aus Band 7 von "Drei Wörter für eine Geschichte"


Im Wohnzimmer herrscht Notstand. Eine Decke aus schwerer Filzwolle hängt über die Tischkante herunter. Darunter hausen Räuber, die sich in ihrer Höhle verschanzt haben, um nicht von einem Flugzeug entdeckt zu werden, das ständig oberhalb des Lagers kreist. Zum Glück haben sie ihre wichtigen Schätze wie die Matchboxautos und die Schüssel mit den Süßigkeiten schon in Sicherheit gebracht, all die Edelsteine aus Glas in die Tischdecke gewickelt und sie in der Schatztruhe, die Mamas Wollkiste ist, versteckt. Wieder kauern sich die Geschwister aneinander, als das Geräusch über ihnen immer lauter wird. Sie hoffen, nicht entdeckt zu werden. Dann läuft jemand an ihrem Lager vorbei. Durch die dicke Wolldecke können sie nicht sehen, wer es ist, aber sie können Schritte hören. Zitternd klammern sie sich an den anderen, als der Feind von draußen das Ende der Tischdecke hochzieht. Ein spitzer Schrei ertönt aus der Höhle - ein weiterer vom Eindringling.

„Habt ihr mich jetzt erschreckt!“ Mama hält sich die Hand an die Brust. „Ich wollte euch doch nur Verpflegung zustecken, damit ihr nicht verhungert in eurer Verbarrikadierung.“

„Super“, sagt der ältere der beiden. „Das können wir genau jetzt gebrauchen, wo uns die Flieger praktisch umzingelt haben.“

„Danke, Mama. Du bist unser Lebensretter!“, fiept der Jüngere. „Aber jetzt mach schnell zu, sonst sehen die noch, dass sie uns nicht aushungern können.“

 

Wörter von Kerstin Brandenburg

Text von Sina Land

Bild aus Pixabay